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Die jüngsten Wirtschaftsberater des Landes

Märkische Allgemeine Zeitung vom 13.11.2018

Die Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren, Kristine Lütke, besuchte Schüler des Rathenower Jahngymnasiums. Die Abiturienten beraten regionale Unternehmen bei der Gewinnung von Nachwuchs.

Johanna, Melina und Nele stellen Mitgliedern der IHK und der Wirtschaftsjunioren ihre Arbeit vor. Quelle: Foto: Christin Schmidt

Johanna, Melina und Nele stellen Mitgliedern der IHK und der Wirtschaftsjunioren ihre Arbeit vor. Quelle: Foto: Christin Schmidt

Rathenow. Qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen, wird auch für regionale Unternehmen immer schwieriger. Es gibt längst nicht mehr so viele Schulabgänger wie noch vor fünf oder zehn Jahren und viele Betriebe tun sich schwer damit, die jungen Menschen zu erreichen.

Kämpften früher Schüler um einen Ausbildungsplatz, konkurrieren heute Unternehmer um geeignete Bewerber. Deshalb treibt viele Personaler die Frage um, wie sie die Aufmerksamkeit der Schulabgänger gewinnen und diese davon überzeugen, sich für eine Lehre oder ein duales Studium beim mittelständischen Unternehmen in der Heimat zu entscheiden.

Wer könnte diese Frage besser beantworten, als die Schüler selbst? Das dachte sich auch Karin Lemme, Lehrerin am Jahngymnasium. In Zusammenarbeit mit der Industrie und Handelskammer (IHK) Potsdam und den Wirtschaftsjunioren rief sie einen Seminarkurs ins Leben, in dem sich Abiturienten als Unternehmensberater probieren können.

Seit mehr als einem Jahr läuft der Kurs bereits. Was die Schüler seither gemacht und was sie gelernt haben, erzählten sie am Montag der Bundesvorsitzenden der Wirtschaftsjunioren, Kristine Lütke.

Gemeinsam mit Kathrin Fredrich, Leiterin des Regionalcenters der IHK in Brandenburg/Havel, weiteren Vertretern der IHK und der Wirtschaftsjunioren sowie Tina Haupt, zuständig für die Wirtschaftsförderung der Stadt Rathenow, besuchte Kristine Lütke die 17 Teilnehmer des Seminarkurses.

Die verwandelten den Klassenraum in einen Konferenzraum und gaben in verschiedenen Präsentationen den Gästen einen Einblick in die Arbeit der letzten Monate.

„Wir hatten uns nach einem Persönlichkeitstest entsprechend unserer Fähigkeiten in Gruppen aufgeteilt, um als Team ein regionales Unternehmen in Sachen Nachwuchsgewinnung zu beraten“, erklärte Arne.

Zu dritt oder viert besuchten sie mehrmals ihre Partnerfirma, ließ sich durch die Produktionshallen oder Filialen führen und beschäftigten sich intensiv mit dem Unternehmen.

Teil des Seminarkurses sind außerdem Workshops, die die IKH und die Wirtschaftsjunioren finanzieren. Dabei lernten die Abiturienten unter anderem, wie sie wissenschaftliche Texte anschaulich gestalten oder wie sich beim Smalltalk mit Vorgesetzten von ihrer besten Seite zeigen.

Die Projektidee soll Schule machen

Ein weiterer Workshop, bei dem es um Rhetorik und gekonntes Präsentieren geht, steht noch an. Dieser soll die Schüler auf die große Abschlusspräsentation Ende Februar im Kulturzentrum vorbereiten. Bereits Ende November müssen sie ihre Seminararbeit einreichen, in der sie auch ihre Ideen für die Nachwuchsgewinnung vorstellen.

Erste Einblicke gab es bereits am Montag. „Uns ist aufgefallen, dass die Unternehmen großen Aufholbedarf im Bereich sozialer Netzwerke haben. Wenn sie junge Menschen erreichen wollen, müssen sie dort präsent sein“, betonte Jannis, der mit drei Mitschülern die Brandenburger Elektrostahlwerke GmbH unter die Lupe nimmt.

Johanna, Melina und Nele befassen sich mit den Havelland-Klinike. „Wir konnten uns wirklich mit vielen Ideen einbringen und haben zum Beispiel neue Werbestrategien entwickelt“, berichtete Johanna.

Wenngleich die Zusammenarbeit mit den insgesamt fünf Unternehmen nicht immer unkompliziert verlief, die Schüler machten deutlich, dass es eine lehrreiche Erfahrung war.

„Wir konnte in die Wirtschaftswelt reinschnuppern und ein Unternehmen und seine Führungskräfte persönlich kennen lernen“, erklärte Helena. Bisher ist es das einzige Projekt dieser Art. Das könnte sich bald ändern. Kristine Lütke war so begeistert, dass sie die Idee auf jeden Fall weitertragen möchte. Und Karin Lemme hat das Konzept anderen Gymnasien empfohlen.

Von Christin Schmidt