Rathenow. Im Kunstraum I des Jahngymnasiums ging es am Mittwoch zu wie im sprichwörtlichen Bienenstock. Schüler der Förderschule Spektrum waren zu Gast. Gemeinsam mit Zehntklässlern des Gymnasiums hatten sie sich an sieben Stationen versammelt, um eine Schulstunde der unterhaltsamen Art zu erleben.
Der Inhalt der Unterrichtsstunde passte zum Bienenstock-Bild: Es ging um die Imkerei, die Bedeutung der Biene im Ökosystem und um vieles, was mit dem Thema zu tun hat. Vermittelt wurde der Stoff allerdings nicht von Lehrern, sondern von Zwölftklässlern des Seminarkurses „The Bee-Holders“(übersetzt: Die Bienenhalter), den es seit dem vergangenen Jahr gibt.
Die Oberstufenschüler hatten sich jede Menge einfallen lassen, um das Thema anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln. Anhand von Modellen erklärten sie, wie ein Bienenstock aufgebaut ist, was eine Wabe so stabil macht, auf welche Weise man Honig gewinnt und vieles mehr.
Bau eines Insektenhotels
Das Besondere am Unterricht war, dass die Spektrum-Schüler den Stoff mit allen Sinnen begreifen durften. An der ersten Station etwa ging es darum, aus natürlichen Materialien – Stroh, Ästen, Tannenzapfen – ein Insektenhotel zu bauen.
An einer anderen Station durften sie sich als Kerzenmacher ausprobieren. Unter Anleitung brachten sie Bienenwachs in die gewünschte Form. Eine Honigverkostung gab ihnen eine Ahnung von der geschmacklichen Vielfalt dieses Naturproduktes. Und an einem virtuellen Bienenstock – es handelte sich um eine Computersimulation, die Schüler selber programmiert hatten – konnten sie ein Bienenvolk bei der Arbeit beobachten.
Lob vom Seminarleiter
Dirk Hoeft, Leiter des Seminarkurses, lobte das Engagement seiner Schüler. „Hier sind alle mit Engagement bei der Sache“, sagte er. Im Laufe der Zeit seien die 15 Schüler zu einem echten Team zusammengewachsen.
Die Vermittlung von Wissen zum Thema Biene ist der zweite große Themenblock des Seminarkurses. „Von März bis September haben wird uns um zwei Bienenvölker mit bis zu 60000 Bienen gekümmert“, erzählt Hoeft. Unter fachlicher Anleitung des Imkers Werner Spanowski hätten die Schüler die Kunst des Imkerns erlernt: Von der Pflege des Bienenstocks über die Ernte des Honigs bis zu Vermarktung und Verkauf desselben reichte die Palette.
Da Bienen im Winter nicht aktiv sind, mussten sich die Schüler für die Zeit von September bis März eine zusätzliche Aufgabe einfallen lassen. Und weil sie im Rahmen ihrer Kursarbeit bereits jede Menge Informationen über Bienen und die Imkerei gesammelt hatten, beschlossen sie, ihr Wissen mit anderen Menschen zu teilen.
Unterricht mit allen Sinnen
„Wir haben uns zuerst überlegt, was wir vermitteln wollen und wie wir das auf eine möglichst packende Art und Weise hinbekommen“, sagt der Kursleiter. Im Laufe dieses Erwägungsprozesses habe sich dann das Modell mit den verschiedenen Stationen herauskristallisiert. „Ziel war es, diejenigen, die etwas über Bienen und Imkerei erfahren wollen, viel selber machen zu lassen“, so Hoeft. Alle Stationen seien von den Schülern selbst konzipiert und umgesetzt worden.
Iris Hahn, Lehrerin an der Förderschule Spektrum, war am Mittwoch begeistert von dem Projekt. „Im Unterricht haben wird unsere Schüler mit dem Thema vertraut gemacht“, sagte sie. Dass es nun die Möglichkeit gebe, die Sache auf derart anschauliche Weise zu vertiefen, sei ganz toll. „Von dieser Unterrichtsstunde wird ganz viel hängen bleiben“, prophezeite sie.
Von Markus Kniebeler