Rathenow. Die schon viele Wochen anhaltende Trockenheit macht der Natur zu schaffen und beeinflusst auch das emsige Wirken der Bienen. Sie können weniger Nektar einsammeln und Honig produzieren, weil die Pflanzen in der Landschaft kaum blühen. Mitte Juli endetet die Honigsaison. „2018 wird ein mäßiges Honigjahr“, sagte Enrico Lange am Samstag beim Imkertag auf dem Mühlenhof im Rathenower Optikpark. Die Robinie habe allerdings einen sehr guten Ertrag gebracht, erklärte der Vorsitzende des Imkervereins Rathenow und Umgebung den Besuchern weiter.
Allerdings habe sich die Blütezeit der Robinie in diesem Jahr erheblich mit der des Rapses überschnitten. Seien die Bienen gleichzeitig zur Robinien- und zur Rapsblüte geflogen, habe dies die Sortenreinheit des Honigs beeinflusst, so der Vorsitzende des gegenwärtig 42 Mitglieder zählenden Rathenower Imkervereins.
Ein Mitglied es Vereins ist auch Alfred Zimmermann aus Buschow im Amt Nennhausen. Angefangen hat Zimmermann mit der Imkerei vor fünf Jahren und mit nur drei Völkern. Mittlerweile hat er schon zehn Völker. Die Bienen möchte Zimmermann in seinem Leben nicht mehr missen. Das Imkern mache ihm großen Spaß und an gelegentliche Bienenstiche habe er sich auch schon längst gewöhnt, erzählte Alfred Zimmermann den Besuchern des Imkertages im Optikpark vor einem Schaukasten, in dem ein Bienenvolk summte.
Spaß am Imkern gefunden haben auch 15 Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums in Rathenow. Sie haben zwei Bienenvölker mit rund 60 000 Bienen in ihre Obhut genommen, mittlerweile über 60 Kilogramm Honig geerntet und zur Geschäftsführung und Vermarktung die Schülerfirma „The Bee – holders“ (deutsch: Bienenhalter) gegründet.
Schüler luden ein zu einem Quiz
Auch in den Sommerferien, die kürzlich begonnen haben, werden sich die Schüler um die Bienen kümmern. Wer an welchen Tag Dienst hat, ist in einem Arbeitsplan geregelt. Beim Imkertag stellten die Schüler ihr Projekt vor. Sie fertigten mit Kindern Kerzen aus Bienenwachs und luden die Besucher ein zu einem Quiz.
20 Fragen hatten sich die Schüler ausgedacht. Wer von den Besuchern wusste, dass Bienen sechs Beine und vier Flügel haben, war auf einem guten Weg, um möglichst alle gestellten Fragen richtig zu beantworten.
Lehrer zum Imker ausgebildet
Werner Spanowski, ein anderes Mitglied des Rathenower Imkervereins, hat im Optikpark die Schüler in die Geheimnisse und die Kunst des Imkerns eingewiesen und mit ihnen am Samstag auch Honig geschleudert. Ihr Lehrer und Kursleiter Dirk Hoeft war auch dabei. Er hatte sich für das Projekt zuvor extra selbst als Imker ausbilden lassen. Werner Spanowski bescheinigt den Schülern gerne, sich gut um die Bienen zu kümmern. „Wir sind mit unseren Ideen noch längst nicht am Ende“, erzählten Joana Büttner, Arvid Klostermann und weitere Schüler. „Nach den Ferien werden wir weitermachen.“
Sie wollen ein pädagogisches Konzept entwerfen, mit dem junge Menschen für die Imkerei begeistert werden sollen. Sie werden eine Computerpräsentation entwickeln und sich Experimente ausdenken. „Dafür brauchen wir noch Sponsoren, die uns dabei unterstützen“, sagte Joana Büttner (17 Jahre), während der „Imker-Lehrer“ Werner Spanowski die Besucher bat, das Gewicht einer Honigwabe zu schätzen.
Gewicht einer Wabe geschätzt
Die Besucher machen interessiert mit. Die Schätzungen liegen zwischen 1,5 und sieben Kilogramm. Der Imker wiegt die Wabe, und es kommt heraus: Sie ist 2,6 Kilogramm schwer. Anschließend wird mit Hilfe einer Schleuder der Honig aus der Wabe heraus geholt.
Die Veranstaltung im Optikpark sei sehr interessant und informativ, sagt Walter Hass, der am Vormittag mit seinem Enkel Emil (sechs Jahre) zum Imkertag gekommen war, wo sie auch bei Imkerin Marion Werner aus Strodehne vorbeischauten. Sie hatte einen Eichenstamm mit vielen Einbohrungen als Nisthilfen für Wildbienen mitgebracht in den Mühlenhof.
Die Löcher hatte sie aber nicht einfach wahllos in den Baumstamm gebohrt. Sie ergeben schön gestaltete Bildnisse, wie etwa Sonne, Mond und Sterne. „Harthölzer wie Holunder, Ahorn und Eiche eignen sich gut als Nisthilfen für Wildbienen“, erklärte Marion Werner den Gästen und hatte für alle Interessenten ein passendes Infoblatt parat.
Von Norbert Stein