Skip to main content

Debatte darf ein Vierteljahr länger dauern

Märkische Allgemeine Zeitung vom 08.06.2018

Die Debatte über die Zukunft der Lutherkirche darf ein Vierteljahr länger dauern. Erst sollte der Gemeindekirchenrat im Juni einen Beschluss über ein neues Gemeindehaus fassen. Das ist auf September vertagt.

Das Jahn-Gymnasium nutzt die Lutherkirche schon seit Jahren für ihre Weihnachtskonzerte. Hier der Schulchor. Quelle: Uwe Hoffmann

Das Jahn-Gymnasium nutzt die Lutherkirche schon seit Jahren für ihre Weihnachtskonzerte. Hier der Schulchor. Quelle: Uwe Hoffmann

Rathenow. In der Evangelischen Kirchengemeinde Rathenow läuft eine intensive Debatte über die Zukunft der Lutherkirche. Sie begann, als der Plan bekannt geworden war, dass bei der Neubebauung des leeren Kirchbergteils ein neues Gemeindehaus errichtet werden soll. Kosten mehr als eine Million Euro.

Viele Gemeindemitglieder fragten sich, was dann aus der Lutherkirche werden soll. Einige äußerten die Vermutung, sie solle aufgegeben werden und sprachen heftig dagegen. Offenkundig ist aber, dass die Lutherkirche dringend saniert werden muss. Kosten wohl mehr als eine Million Euro.

Die Zeit schien zu drängen. Zunächst hatte es geheißen, der Gemeindekirchenrat werde im Juni einen Beschluss zum Bau des neuen Gemeindehauses fassen. Eine gewisse Entspannung macht sich jetzt breit, denn der Beschluss ist auf September vertagt.

„Die KWR überarbeitet noch den Bebauungsplan für den Kirchberg“, erklärt Pfarrer Andreas Buchholz. „Deshalb haben wir die Zeit, einem Vorschlag der Landeskirche zu folgen.“ Diese habe angeregt, ein Gutachten erstellen zu lassen, in dem untersucht werde, ob es sich lohne, ein neues Gemeindehaus zu bauen und was in diesem Fall mit der Lutherkirche geschehen soll. Die Landeskirche habe das Gutachten in Auftrag gegeben.

Es sei nicht daran gedacht, die Lutherkirche aufzugeben, betont der Pfarrer. Die Gemeinde brauche sie weiter selbst. Aber für die Zukunft werde dort ein starker Partner gebraucht. Er meint die Stadt.

In der Tat gab es schon ein Gespräch darüber, was die Stadt sich vorstellen könnte. Großes Interesse hat das Jahn-Gymnasium, das selbst keinen großen Saal hat. Schon seit Jahren finden in der Kirche die Weinnachtskonzerte der Schule statt. Deren Leiterin Anke Koch sagt, es werde auch ein großer Raum gebraucht, wo Prüfungen geschrieben werden können. Es wäre wünschenswert, wenn sie zu Schuljahresbeginn aufgrund des fehlenden Saales künftig nicht vier einzelne Elternversammlungen, sondern eine einzige große Zusammenkunft in der Kirche machen könnte. Gut wäre, bestimmte Räume der Schule wieder für den Unterricht frei zu machen, die derzeit durch Ganztagsangebote blockiert werden. Das wäre möglich, wenn die Schule weitere Räume in der Lutherkirche nutzen könnte.

Stadt: Klären, was die Kirche überhaupt vorhat mit dem Haus

Von der Stadt ist zu erfahren, dass einzelne Räume dort angemietet werden könnten, wenn das Jahn-Gymnasium Bedarf habe. Die Stadt hatte der Kirche vorgeschlagen, im Lutherhaus eine neue Kita einzurichten. Das hat Pfarrer Buchholz abgelehnt, weil die Gemeinde mit „Regenbogen“ schon eine Kita hat. Es müsse erst einmal klar sein, hat der stellvertretende Bürgermeister Hans-Jürgen Lemle gesagt, was die Kirche überhaupt vorhat mit dem Lutherhaus.

Andrea Wernicke plant seit einigen Monaten, einen Förderverein für die Lutherkirche zu gründen, um Spenden zu sammeln. Zwei vorbereitende Versammlungen haben bereits stattgefunden. Wie sie sagt, will sie sich noch mit dem Gemeindekirchenrat abstimmen, dann soll in naher Zukunft die Vereinsgründung stattfinden.

Neu formiert hat sich der Freundeskreis der Lutherkirche. Wie im Juni-Gemeindebrief zu lesen ist, beginnt auch dieser mit der Sammlung von Spenden. Die erste große Aufgabe soll die Dachsanierung sein. Als Kosten werden rund 200 000 Euro genannt. Aufgegeben wird die Lutherkirche also auf keinen Fall.

Von Bernd Geske