Rathenow. Sie hat die Theatergruppe „Kellerkinder“ gegründet, war zweimal für den Lehrerpreis nominiert, hat 2014 den Spendenlauf zur Rettung des Sommerleseclubs initiiert. Sie ist Mitglied im Aktionsbündnis „Unser Rathenow“ und setzt sich vehement für Toleranz und Menschlichkeit ein.
Als Mitglied des Offenen Ateliers im Kulturzentrum ist sie zudem Teil der hiesigen Kunstszene. Auch das alljährliche Neujahrsfest auf dem Märkischen Platz geht auf ihre Kappe. Diese Aufzählung ließe sich so fortsetzen. Was Ute Arndt in Rathenow bewirkt hat und noch immer bewirkt, ist beeindruckend.
Kaum zu glauben, dass sie all das quasi nebenbei erledigt. Denn in erster Linie ist Ute Arndt Lehrerin oder besser gesagt, sie war Lehrerin. Denn nach 38 Jahren verabschiedet sich die quirlige Frau mit dem großen Herzen heute von ihren Schülern und Kollegen.
Die Sommerferien münden für die 60-Jährige in den wohlverdienten Ruhestand, der sicher von viel Unruhe geprägt sein wird, denn aus dem gesellschaftlichen Leben zieht sich Ute Arndt nicht zurück.
Die gebürtige Potsdamerin kam 1980 nach dem Lehrerstudium in ihrer Heimatstadt Potsdam mit ihrem Mann Uwe nach Rathenow. An der Polytechnischen Oberschule Ernst-Thälmann – dem heutigen Jahngymnasium – wurden Deutsch- und Geschichtslehrer gebraucht. Für das junge Lehrerpaar war es die Gelegenheit, gemeinsam ins Berufsleben zu starten.
Elf Jahre blieb Ute Arndt an der Schule. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie damals den Posten der Parteisekretärin inne hatte. Eltern und Schülern wussten darum, haben sie während der Wendezeit sogar begleitet und unterstützt. Wohl auch, weil für Ute Arndt immer die Arbeit mit den Schülern im Vordergrund stand. Der Lehrerberuf war für sie stets eine Berufung.
„Sie hat mich gefordert, gefördert und war dabei immer fair. Den Spagat, Schülern auf Augenhöhe zu begegnen, ohne dass diese den Respekt verlieren, den hatte sie drauf. Ich bin sehr dankbar, sie als Lehrerin gehabt zu haben", sagt ein ehemaliger Schüler, der vielen als Stinknormaler Superheld Katetschen Bernd bekannt ist.
Auch Daniel Golze, Vorsitzender der Fraktion die Linke in der Stadtverordnetenversammlung, erinnert sich gern an seine frühere Lehrerin: „Mit ihrer offenen, freundlichen, respektvollen aber auch frechen Art hat sie mir immer sehr imponiert. Sie hat mich geprägt.“
Es sind Menschen wie diese beiden, die Ute Arndt daran erinnern, warum sie ihren Beruf so sehr liebt. „Ich treffe oft ehemalige Schüler, die ihre Arbeit wichtig nehmen, ihre Kinder groß ziehen, die in der Öffentlichkeit stehen und sich engagieren. In solchen Situationen wird mir bewusst, auch du hast einen kleinen Anteil daran. Das ist ein wunderbares Gefühl.“
Im Zuge der Umstrukturierungen nach der Wende wechselte sie 1991 ans Duncker Gymnasium in der Schleusenstraße. Hier begann sie, ihre Leidenschaft fürs Theater auszuleben, nahm dafür neben der Arbeit ein Studium auf und gründete 1993 im Keller des Hauses eine AG Darstellendes Spiel. Es war die Geburtsstunde der „Kellerkinder“, eine Theatergruppe, die bis heute Schülern die Möglichkeit bietet, Bühnenluft zu schnuppern.
Die Schließung des Duncker-Gymnasiums 2007 ist für Ute Arndt eine der schmerzhaftesten Erfahrungen ihres Berufslebens und es ist ein Neuanfang. Mit 50 Jahren kehrte sie an ihre alte Schule zurück und gab denKellerkindern ein neues Zuhause. Mit viel Engagement und Herzblut sorgte sie in enger Zusammenarbeit mit Eltern und Schülern dafür, dass sich der Nachwuchs auch im Keller des Jahngymnasiums schauspielerisch austoben kann.
Der nun endgültige Abschied von der Schule ist für Ute Arndt auch ein Abschied von der Bühne. Eine Kollegin wird sich um die Kellerkinder kümmern und fortführen, was Ute Arndt über Jahrzehnte aufgebaut hat. „Ich habe vertrauensvoll alles abgegeben und möchte jetzt abschließen. Ich bin jemand, der einen Neubeginn sucht und das konsequent umsetzt“.
Natürlich fällt der Abschied schwer. Aber was jetzt auf sie wartet, bringt auch Vorfreude mit sich. Mehr Zeit fürs Hobby, die Malerei. Dem Aktionsbündnis bleibt sie treu und sie hat sogar neue Pläne, die sie noch nicht verraten möchte. Leuchtende Augen bekommt Ute Arndt beim Gedanken an ihre Enkeltochter. „Das ist doch ein Lebensgefühl, das zum Ruhestand gehört. Das jetzt auszukosten, darauf freue ich mich.“
Von Christin Schmidt