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Ein Selfie mit der Botschafterin

Märkische Allgemeine Zeitung vom 03.05.2018

Die finnische Botschafterin Ritva Koukku-Ronde stattete dem Rathenower Jahngymnasium einen Besuch ab und eröffnete die Ausstellung „Aufbruch nach Europa“ im Theaterkeller.

Ritva Koukku-Ronde (l.) posiert mit Schülern und Lehrern für ein Selfie mit Thomas Kralinski von der Staatskanzlei. Quelle: Christin Schmidt

Ritva Koukku-Ronde (l.) posiert mit Schülern und Lehrern für ein Selfie mit Thomas Kralinski von der Staatskanzlei. Quelle: Christin Schmidt

Rathenow. „Tervetuloa – Willkommen in Rathenow!“ Auf finnisch begrüßte Udo Geiseler, Geschichtslehrer am Rathenower Jahngymnasium, Mittwochvormittag hohen Besuch auf dem Schulhof.

Gemeinsam mit Schulleiterin Anke Koch, dem stellvertretenden Schülersprecher Tom Schneider und Luisa Kluth vom Schülerrat empfing er die finnische Botschafterin Ritva Koukku-Ronde und den Chef der Staatskanzlei in Potsdam Thomas Kralinski.

Weil das Jahngymnasium seit mittlerweile 20 Jahren eine Partnerschaft mit einem Gymnasium in der finnischen Stadt Kuopio pflegt und sich zudem jedes Jahr anlässlich des Europatages am 9. Mai dem großen Thema Europa widmet, wollte sich die Botschafterin die Bildungseinrichtung genauer anschauen und ließ sich durch das Haus führen.

Anke Koch stellte die Aktivitäten des Schulförderervereins vor, gab einen Einblick in die Geschichte des Gymnasiums und des 1930 erbauten Hauses, erzählte von den verschiedenen Schulpartnerschaften und Austauschprogrammen und zeigte den Besuchern die Ausstellung „Wahlplakate im Wandel der Zeit“, die Schüler erstellt hatten. „Das sieht sehr professionell aus“, lobte die Botschafterin.

Sie war aber nicht nur gekommen, um das Jahngymnasium kennenzulernen. Die Schulleiterin bat Ritva Koukku-Ronde auch die Ausstellung „Aufbruch nach Europa“ zu eröffnen.

Der Verein „Archiv Bürgerbewegung Leipzig“ hatte die Wanderausstellung, die den ostmitteleuropäischen Kontext der Friedlichen Revolution 1989 in der DDR herstellt, kostenlos zur Verfügung gestellt. Bis Ende Juni können sich Schüler sowie alle interessierten Bürger nach Anmeldung im Sekretariat die Informationstafeln anschauen.

„Zwischen 500 und 600 Schüler haben bisher am Austausch zwischen Rathenow und Kuopio teilgenommen, der auch vom Land Bandeburg unterstützt wird“, erklärte Udo Geiseler den Gästen. Eigentlich wollten Schüler der zwölften Klasse von der Schulpartnerschaft berichten.

Sie mussten aber die Abiturprüfung in Mathe ablegen. Also sprang der Lehrer ein und berichtete mit Begeisterung von der engen Partnerschaft, aus der längst auch Freundschaften entstanden sind.

„Alle zwei Jahre fahren wir mit rund 25 Mädchen und Jungen nach Finnland. Vier Tage dauert die Reise mit Bus und Fähre über Rostock, Trelleborg und Stockholm bis nach Kuopio“, so Udo Geiseler. Was ihn immer wieder aufs Neue beeindruckt, ist unter anderem das vertraute Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern in Finnland.

In diesem Jahr muss der Austausch ausfallen, die finnische Partnerschule hat derzeit zu wenig Schüler. 2020 soll es aber wieder einen gegenseitigen Besuch geben. Dann werden auch Amosa, Juma und Dylan mitfahren. Die drei besuchen derzeit die achte Klasse und nutzten am Mittwoch die Gelegenheit, Ritva Koukku-Ronde ein paar Fragen zu stellen.

„Was macht man eigentlich als Botschafterin?“, wollte der 14-jährige Dylan Otternberg wissen und bekam darauf eine ausführliche Antwort:

„Wir verteidigen die finnischen Interessen in Deutschland, erarbeiten gemeinsame Positionen wie zum Beispiel gerade in der Steuerfrage mit den USA. Außerdem ist Deutschland unser wichtigster Handelspartner und wir versuchen diese Beziehungen weiter zu vertiefen. Ich reise viel und ab und zu gehören auch so interessante Termine wie dieser zu meiner Arbeit.“

Ritva Koukku-Ronde zeigte sich sichtlich begeistert vom Engagement der Schule und dem Interesse der Schüler an ihrer Arbeit. „Ich weiß, wie wichtig es ist, dass sich junge Menschen aus unterschiedlichen Ländern treffen, Meinungen austauschen und sich kennenlernen. Diese Begegnungen ermöglichen es, über den Tellerrand hinaus zu blicken und helfen uns zu verstehen, warum Menschen in anderen Ländern anders leben und denken“, so die Botschafterin.

Sie hatte Bücher und Broschüren über ihr Heimatland mitgebracht und die Rathenower zu einem Gegenbesuch ermutigt: „Sie sind herzlich willkommen in unserer Botschaft in Berlin“. Dort dürfte bald das Bild einer Schülerin hängen, ein Geschenk des Jahngymnasiums.

Von Christin Schmidt