Der 18-jährige Hessam Mehdizadeh aus dem Iran ist der erste Geflüchtete, der am Rathenower Jahngymnasium das Abitur abgelegt hat. 2014 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland und ist nun einer von 84 Schülern, die die Abschlussprüfungen erfolgreich bestanden haben. Pläne für die Zukunft hat Hessam auch schon.
Hessam Mehdizadeh mit Schulleiterin Anke Koch. Vor drei Jahren kam er aus dem Iran nach Deutschland, nun hat er sein Abitur abgelegt. Quelle: Christin Schmidt
Rathenow. Seine großen braunen Augen strahlen vor Glück, Freude und Stolz stehen Hessam Mehdizadeh ins Gesicht geschrieben. Der junge Mann aus dem Iran hat am Freitag sein Abiturzeugnis bekommen. Er ist der erste Schüler, der aus seiner Heimat fliehen musste und in Rathenow das Abitur abgelegt hat – und das nach nur dreieinhalb Jahren in Deutschland.
2014 verließen Hessam und seine Eltern ihre Heimatstadt Teheran mit der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Nach der Ankunft in der havelländischen Kreisstadt besuchte Hessam zunächst für zwei Wochen die Duncker-Oberschule. Deren Schulleiter, Thomas Winterfeld, erkannte Hessams Talent und empfahl ihm, aufs Gymnasium zu wechseln. Ein wichtiger Schritt für den heute 18-Jährigen. Denn mit dem Abitur in der Tasche steht ihm jetzt die Welt offen.
Die Anforderungen sind für alle Schüler gleich
Leicht war der Weg bis zum Abschluss nicht. Fächer wie Mathematik, Informatik und Physik vielen ihm zwar weniger schwer. Aber er musste auch den Lernstoff in Geschichte, Biologie oder Politischer Bildung bewältigen. Eine echte Herausforderung wenn man bedenkt, dass Hessam alle Klausuren in einer für ihn fremden Sprache schreiben musste.
„Natürlich gelten für ihn die gleichen Anforderungen wie für alle anderen“, betont Schulleiterin Anke Koch und verweist auf die Verordnung über die Eingliederung von fremdsprachigen Schülern. Diese beinhaltet das Recht auf Förderung und den Ausgleich von Benachteiligung. Demnach werden Schüler wie Hessam nicht sofort nach ihrem Einstieg bewertet und ihnen wird zusätzlicher Deutschunterricht angeboten. „Allerdings fällt der mit einer Stunde pro Woche nicht allzu umfangreich aus“, bedauert Anke Koch.
Jetzt ist Zeit für das Hobby und Bewerbungen
Sie hat in den letzten Wochen mitgefiebert und Hessam die Daumen gedrückt. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Hessam zu uns kam. Er hatte seine Zeugnisse dabei und sogar schon den Europäischen Computerführerschein ECDL in der Tasche“, erzählt Anke Koch. Den ECDL können auch die Schüler des Jahngymnasiunms erwerben. Allerdings tun sie das üblicherweise erst in der elften Klasse.
„Hessam hat wirklich gekämpft. Das Wichtigste war für ihn immer, dass er zur Schule gehen kann, in Sicherheit lebt und sich bei uns wohlfühlt. Hessam ist ein echter Optimist und seine Eltern haben ihn auf seinem Weg stets begleitet“, berichtet die Schulleiterin. Jede Gesprächsmöglichkeit hat das Paar dankend angenommen, sie waren bei Festen und Veranstaltungen dabei, motivierten ihren Sohn und „hin und wieder übten sie den nötigen Druck aus“, gesteht der frisch gebackene Abiturient. Natürlich sind seine Eltern auch dabei, wenn am 15. Juli die große Abi-Abschlussfeier stattfindet.
Hessams nächstes Ziel: Ein Studium in Berlin
Bis dahin kann sich Hessam vom Lernstress erholen und seinem Hobby nachgehen. Der junge Iraner spielt Leidenschaftlich gern Gitarre. „In einer Schul-AG habe ich damit angefangen und später auch in der Schulband gespielt.“
Außerdem wird er sich Zeit nehmen, die Bewerbung an die Hochschule abzuschicken. Hessam möchte in Berlin Technische Informatik studieren. „Dass das jetzt möglich ist, habe ich meinen Lehrern, Mitschülern und Eltern zu verdanken. Vor allem mein bester Freund Justin Heinze und unsere Schulleiterin Frau Koch haben mich sehr unterstützt. Ohne sie würde ich jetzt nicht hier stehen“, betont der junge Mann.
Von Christin Schmidt