Rathenow (MOZ) Nach Einführung der Reformation in der Mark (1539) und kurfürstlichem Erlass einer neuen Kirchenordnung im Jahr darauf, gehörte Brandenburg zu den lutherischen Reichsterritorien. Sie mussten sich gegen die katholischen Reichsfürsten auch militärisch behaupten, die sich bereits 1526 zum Dessauer Bund zusammengeschlossen hatten. Die Protestanten hatten sich 1531 im Schmalkaldischen Bund zusammen geschlossen. Doch sollte die Reformation für weitere Glaubensbekenntnisse sorgen.
Referent im Jahngymnasium, Prof. Dr. Klaus Neitmann. Quelle: Simone Weber
Dazu hielt am Dienstag Prof. Dr. Klaus Neitmann im Rathenower Jahngymnasium einen Fachvortrag. Titel: "Vom ein- zum mehrkonfessionellen Landesstaat. Lutherische Konfessionsbildung und calvinistische Gegenbewegung in der Mark Brandenburg (1571-1618)".
Die beschriebene Phase beginnt mit Regierungsantritt von Kurfürst Johann Georg. Laut Neitmann habe er noch zu jener Generation gehört, die den Beginn der Reformation erlebt hatten. "Ziel des neuen Kurfürsten war die Konfessionalisierung in der Mark, die Festigung des lutherischen Glaubens. Dazu erließ er bereits 1572 eine neue Kirchenordnung, die die von 1540 präzisierte."
Johann Georg schloss sich 1580 der durch die lutherischen Reichsfürsten entwickelten "Konkordienformel" an. Sie sollte der theologischen Einigung der entstandenen selbstständigen evangelische Landeskirchen dienen. Nach kurzer Regentschaft seines Sohnes Joachim Friedrich, kam ein Enkel von Johann Georg an die Macht. Mit ihm begann eine weitere Ära.
Kurfürst Johann Sigismund zeigte sich bereits während eines vorherigen Aufenthalts am Heidelberger Hof der Kurpfalz, dem Zentrum des Calvinismus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, für die Ideen der reformierten Protestanten, Johannes Calvin in Genf und Ulrich Zwingli in Zürich, aufgeschlossen. 1613 trat der Kurfürst zu den Reformierten über. Dem sogenannten Augsburger Religionsfrieden entsprechend, "cuius regio, eius religio" ("wessen Land, dessen Religion"), hätte der Kurfürst seine Untertanen den Calvinismus aufzwingen können. Was er aber nicht tat. Damit setzte Brandenburg ein erstes Zeichen für gewisse religiöse Toleranz. Trotz einiger reformierter Gemeinden in der Mark, wie vor allem die der im 17. Jahrhundert eingewanderten Hugenotten, blieb der größte Teil der Märker lutherischen Glaubens. Die brandenburgischen Herrscher, so auch der "Große Kurfürst", Friedrich Wilhelm, blieben Reformierte.
Den dritten öffentlichen Fachvortrag im Jahngymnasium, am 13. Juni, 18.00 Uhr, hält Felix Engel von der Universität Potsdam zum Thema "Die Reformation in havelländischen Städten". Alle Geschichtsinteressierten sind dazu eingeladen.