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Gymnasiasten kümmern sich um Buga-Beet

Märkische Allgemeine Zeitung vom 30.05.2017

Während der Buga 2015 war das Kräuterbeet auf dem Rathenower Weinberg eine Attraktion. Nach der Gartenschau kümmerte sich niemand um die Anlage, die Beete verwahrlosten. Nun haben sich Jahn-Gymnasiasten der Sache angenommen. Im Rahmen eines Kurses pflanzen sie Kräuter, aus denen sie Pesto herstellen wollen.

Wächst, wackelt und hat Luft: Geraldine Braunschweig und Ben Heinrich haben eine Salbeipflanze in den Boden gebracht. Quelle: Markus Kniebeler

Wächst, wackelt und hat Luft: Geraldine Braunschweig und Ben Heinrich haben eine Salbeipflanze in den Boden gebracht. Quelle: Markus Kniebeler

Rathenow. Wenn das kein ambitioniertes Unternehmen ist: Elftklässler des Jahn-Gymnasiums wollen den Schaugarten auf dem Rathenower Weinberg, der im Buga-Jahr eine Besucher-Attraktion war, dann aber verwilderte, mit neuem Leben füllen. Allerdings werden sie nur rund ein Drittel der 400 Quadratmeter großen Fläche bewirtschaften. Aber das mit vollem Einsatz. Ein Kräutergarten soll entstehen. Basilikum in allen Variationen wird gepflanzt, Rosmarin, Thymian, Majoran und Salbei. Diese Kräuter, so das Ziel der zwölf Jugendlichen, die sich den Namen Streberköche gegeben haben, sollen nach der Ernte zu köstlichem Pesto verarbeitet werden.

Dieser gerade beschriebene Ablauf – also Aufzucht, Ernte und Verarbeitung der Kräuter – ist aber nur Mittel zum Zweck. Das Ziel des Seminarkurses, der sich über anderthalb Jahre erstreckt, ist ein viel größeres. Am Ende des Kurses wollen die Gymnasiasten ein Kochbuch präsentieren – mit selbst erdachten Rezepten von Schülern für Schüler. Das Pesto, das aus den Weinberg-Kräutern gemacht wird, soll verkauft werden. Die Erlöse, so der Plan, fließen in die Finanzierung des Buches. Und weil die Schüler fest davon überzeugt sind, dass sie dieses Projekt zum Erfolg bringen werden, haben sie sich auch schon einen knackigen Titel für das künftige Buch ausgedacht. „Nerdy Kitchen“ soll der lauten, was übersetzt so viel heißt wie „verrückte Küche“. Passt irgendwie.

Lehrer Mike Rambow hatte die Idee zu einem solchen Vorhaben schon vor einiger Zeit. Und auch der Garten auf dem Weinberg spielte in seinen Überlegungen eine Rolle. Dass es nicht schon im vergangenen Jahr zu dem Projekt kam, hatte organisatorische Gründe. Aber jetzt sind alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Die Stadt Rathenow hat mit dem Gymnasium einen Nutzungsvertrag bis zum Juli 2018 geschlossen. Mit Option auf Verlängerung. „Das ist eine tolle Sache“, sagt Rathenows stellvertretender Bürgermeister Hans-Jürgen Lemle. Er habe von Anfang an dafür geworben, den Garten Schulen zur Verfügung zu stellen. „Dass das jetzt geklappt hat, freut mich sehr.“

Damit dürften auch die Proteste von Bürgern abnehmen, die sich in den vergangenen beiden Jahren immer wieder über den verwahrlosten Zustand der Anlage beschwert hatten. Tatsächlich war der Schaugarten, der zur Buga von brandenburgischen Gartenbaubetrieben zu einem wahren Schmuckstück hergerichtet worden war, im Jahr nach dem Großereignis verwildert. Hin und wieder stutzten die Weinberg-Gärtner das wuchernde Kraut ein bisschen zurecht, aber für eine intensive Pflege fehlte ihnen schlichtweg die Zeit.

Nun werden sich die Gymnasiasten der Anlage annehmen. Einmal in der Woche will die ganz Gruppe sich um die Kräuter kümmern, zwischendurch werden einzelne Schüler und Mike Rambow nach dem Rechten schauen und dafür sorgen, dass die Pflanzen bei Trockenheit genügend Wasser bekommen. Sogar für die anstehenden Sommerferien wurde bereits ein Pflegeplan aufgestellt, in den jene Schüler eingebunden sind, die nicht in den Urlaub fahren.

Der Seminarkurs ist übrigens organisiert wie eine richtige Firma. Und so sind auch die Aufgaben konzipiert, die auf dem Weg zum fertigen Kochbuch erledigt werden müssen. Die Finanzierung des Buches muss geklärt werden, um die Vermarktung ist sich zu kümmern, bei der Gestaltung sind kreative Fähigkeiten gefragt, und für die Aufzucht der Kräuter eignen sich die Elftklässler gärtnerisches Grundwissen an.

Das alles macht den jungen Leuten sichtlich Spaß. Selbst das Umgraben in der prallen Sonne bei 30 Grad im Schatten wurde ohne Murren erledigt. „Man ist an der frischen Luft, macht etwas Sinnvolles, das ist schon nicht verkehrt“, sagt Ben Heinrich, legt den Spaten nieder und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Das Schöne ist, dass man so ein Projekt vom ersten Plan bis zum Endprodukt begleitet“, sagt Vivica Bünger. Und wenn dann das erste Kochbuch aus der Druckerei komme, dann habe man ein greifbares Ergebnis der Bemühungen in der Hand.

Bis dahin ist noch jede Menge Arbeit zu erledigen. Das Motto hat Angela Merkel, wenn auch in anderem Zusammenhang, vorgegeben: „Wir schaffen das.“

Von Markus Kniebeler